Am Tempel ist ein Gedicht mit dem Titel "Verlust" in den Stein gemeißelt. Es hat drei Worte, aber der Dichter hat sie ausgekratzt. Man kann Verlust nicht lesen, nur empfinden.
wolkenraterin - 24. Okt, 16:41
"Es ist nämlich so, ganz gleich, wie sehr man an der bitteren, wehen Erinnerung festhalten will, dass jemand diese Welt verlassen hat, man selbst ist noch da. Und der reine Akt zu leben ist wie eine steigende Flut: Zuerst scheint sich gar nichts zu verändern, und dann blickt man eines Tages nach unten und sieht, wieviel Schmerz weggespült wurde."
wolkenraterin - 24. Okt, 16:40
Dann denkst du plötzlich, du hättest aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Kommst dir kleinlich und engstirnig vor. Natürlich – du hast das Gefühl, in dieser Stadt kein Bein auf den Boden zu kriegen. Jede Hand, die sich dir entgegenstreckt, stößt dich nur weiter nach unten.
Ich glaube, das ist der entscheidende Punkt. Niemand von uns weiß genau, wie viel Einfluss wir auf das Leben der anderen haben. In der Regel gibt es keine konkreten Hinweise, und so machen wir einfach weiter, ohne unser Verhalten zu überdenken.
Ich habe so getan, als würde ich ihn nicht sehen. Nicht weil ich etwas gegen ihn hatte, sondern weil ich einem Zusammenbruch nahe war. Einem Zusammenbruch, der sich durch eine große Leere in meiner Brust ankündigte. Als würde jeder Nerv in meinem Körper verkümmern, sich von den Fingern und Zehen langsam zurückziehen und schließlich verschwinden.
Ich saß regungslos da und dachte nach. Und je länger ich nachdachte und die Ereignisse meines Lebens miteinander in Verbindung brachte, desto mehr drohte mein Herz zu zerspringen.
wolkenraterin - 24. Okt, 16:37